Artikel | 12/16/2020 12:29:35 | 7 min Lesezeit

Wie sich der Kunststoffgehalt von Rollenverpackungen verringern lässt

Kunststoffverpackungen sind besonders feuchtigkeitsbeständig. Warum dennoch daran geforscht wird, den Kunststoffeinsatz durch biobasierte Lösungen zu verringern.

UPM entwickelt gemeinsam mit seinen Partnern entlang der Wertschöpfungskette Lösungen, den Kunststoffgehalt von Verpackungen zu reduzieren oder Kunststoffe durch andere Materialien zu ersetzen.  Einer der wichtigsten Kooperationspartner ist die Walki Group, ein Unternehmen, das ebenfalls an der Vermeidung des weltweiten Abfallaufkommens arbeitet.

Mit Hilfe bereichsübergreifender Teams bei UPM wird Entwicklungsarbeit geleistet, um ein in der Branche über 20 Jahre lang eingesetztes Standardmaterial abzulösen, ohne dass dabei auf wichtige Barriereeigenschaften bei Verpackungen verzichten werden muss.

Gemeinsam Lösungen finden

UPM und Walki arbeiten schon seit langem zusammen und haben in den vergangenen Jahren ihre Kooperation weiter intensiviert. „Wir haben versucht, Chancen zum Vorteil beider Unternehmen zu schaffen. Die Kommunikation zwischen beiden Unternehmen war schon immer gut und wir haben den unbedingten Willen, gemeinsam Lösungen zu finden“, sagt Carlo van Houtum, Vice President Sales & Marketing Forest, Walki Group.

UPM und Walki hinterfragen Standardlösungen. So wurden zum Beispiel die in Riesverpackungen für Büropapiere enthaltene Kunststofffolie durch erneuerbare und verantwortungsvoll beschaffte Fasern von UPM ersetzt – ein innovativer Schritt in der Branche.

Nachdem sich Walki und UPM durch die Entwicklung bei nachhaltigen Riesverpackungen einen Namen gemacht hatten, machte man sich als nächstes daran, den PE-Gehalt von Rollenverpackungsfolien zu verringern. Ursprüngliches Ziel war, fossiles PE durch ein biobasiertes Material zu ersetzen und das Flächengewicht von PE zu verringern, dabei aber gleichzeitig einen ausreichenden Schutz der Papierrollen gegen Feuchtigkeit sicherzustellen.

„Wir versuchen, den Materialeinsatz zu optimieren und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Dabei müssen wir sicherstellen, dass das Produkt des Kunden vollständig geschützt ist. Durch Beschädigungen nicht verwendbare Papierrollen wären eine große Materialverschwendung,“ sagt van Houtum.

Dieses Projekt unterstützt darüber hinaus das Verantwortungsziel von UPM bis 2030, die CO2-Emissionen entlang der Lieferkette um 30 Prozent zu senken und die Verpflichtung des Unternehmens auf das 1,5 Grad-Ziel des Global Compact der Vereinten Nationen. Ohne konkrete Zahlen sind die genauen Auswirkungen schwer abzuschätzen, aber man kann davon ausgehen, dass die vollständige Umsetzung des Projekts den Verbrauch von PE um 400 Tonnen jährlich reduzieren könnte. Das entspricht einer Menge von 15 bis 20 LKW-Ladungen.

Das Maximale probieren

„Wir haben das Projekt Ende vergangenen Jahres in einigen wenigen Papierfabriken gestartet. Bei der ersten Variante wurde handelsübliches fossiles PE durch Polymere auf der Basis von Rohtallöl ersetzt, das bei UPM als Reststoff bei der Zellstoffherstellung anfällt. Unser langfristiges Ziel bei der Suche nach Alternativen zu fossilbasierten Materialien ist es, konventionelle Kunststoffe vollständig zu vermeiden“, unterstreicht Frank Bruns, Senior Sourcing Manager, UPM.

Bei einem weiteren Versuch wurde das übliche Flächengewicht von PE um ein Viertel von 20 g/m² auf 15 g/m² reduziert, um zu sehen, ob das Papier dann noch ausreichend gegen Feuchtigkeit geschützt ist.  Nach den Tests waren wir uns einig, dass eine Reduzierung um 5 Gramm, das höchste ist, was wir riskieren durften. „Wenn hierbei keine negativen Auswirkungen auftreten, können wir in einem zweiten Schritt das Gewicht vielleicht noch weiter reduzieren“, meint Bruns.

Es dauerte knapp drei Monate, bis die Ergebnisse der Tests und das Feedback der Partner entlang der gesamten Lieferkette vorlag. „Im nächsten Schritt werden wir die Produktion des 15 g schweren LDPE erhöhen und im Anschluss daran prüfen, wie das Material am Markt angenommen wird. Die von uns durchgeführten Tests lassen den Schluss zu, dass es keine wesentlichen technischen Unterschiede zwischen den beiden Materialien gibt“, sagt er.

Zukünftige Projekte werden sich mit dem möglichen Einsatz von kompostierbarem, grünen PE oder feuchtigkeitsbeständigen Beschichtungen beschäftigen, sobald solche Produkte zur Verfügung stehen. „Wir diskutieren diese Möglichkeiten sowohl mit unseren derzeitigen als auch potenziellen zukünftigen Lieferanten, weil wir langfristig bei unseren Verpackungen ganz ohne Kunststoffe auskommen wollen“, fügt Bruns hinzu.

„Wir setzen entlang des gesamten Lebenszyklus von Papier hohe Nachhaltigkeitsstandards, von verantwortungsvoll beschafften Rohstoffen bis zu entschiedenen Maßnahmen zur Abmilderung des Klimawandels. Als einer der weltweit größten Hersteller von grafischen Papieren sind wir uns bewusst, dass Nachhaltigkeit die Voraussetzung für unseren zukünftigen Geschäftserfolg ist.  Darum wird unser Engagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette unserer Produkte deutlich. Wir arbeiten kontinuierlich an nachhaltigen Lösungen für unsere Kunden: durch die Optimierung unserer Produktionsprozesse, den Einsatz erneuerbarer Energie in unseren Fabriken, die Erhaltung der Biodiversität in unseren Wäldern oder, wie in diesem Fall, die Entwicklung nachhaltiger Praktiken entlang der Wertschöpfungskette. Darum ist UPM Papier ein wirklich kreislauffähiges und nachhaltiges Produkt“, sagt Stefanie Eichiner, Sustainability Manager, UPM Communication Papers.

Die Herausforderungen des Wandels bewältigen

Trotz neuer umweltrelevanter Maßnahmen auf europäischer Ebene, wie etwa der ab dem nächsten Jahr erhobenen „Plastiksteuer“, werden Kunststoffverpackungen nicht von heute auf morgen verschwinden. „Alle wollen zwar grüner werden, achten aber dennoch auf die Kosten. Ob das 2025 oder erst 2035 gelingt, wissen wir nicht. Die Gesetzgebung wird auf jeden Fall aufs Tempo drücken“, glaubt van Houtum.

„Was wir auf jeden Fall erreichen können“, sagt Annika Sundell, Executive Vice President, Innovation and Business Development, Walki Group, „ist eine Reduzierung des Kunststoffverbrauchs und eine Bewusstseinsschaffung dafür, woher diese Polymere kommen. Beide Themen gehen wir auf unserer Plattform für eine Zukunft ohne Abfälle an. Unsere Polymere stammen aus erneuerbaren Quellen und verursachen daher keine fossilen CO2-Emissionen.“

Sie ergänzt: „Ob durch die Verringerung des Kunststoffverbrauchs oder die Verbesserung der Recyclingfähigkeit – mehr Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema für unsere Kunden in der Verpackungsbranche. Wir haben verschiedene Technologien im Einsatz, mit denen wir die spezifischen Anforderungen unserer Kunden erfüllen können. Für Walki ist diese Plattform der Weg zur Kreislaufwirtschaft.“

Wandel ist immer mit Herausforderungen verbunden, aber wie Bruns richtig sagt: „Einer muss den Anfang machen. Das ist immer schwieriger, als eine bereits vorhandene Lösung zu nutzen. Es ist nicht immer leicht, alteingesessene Lösungen und Strukturen zu verändern, aber es lohnt sich.

Asa Butcher

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