Artikel | 06/10/2021 06:41:16 | 6 min Lesezeit

Wie vermitteln wir der nachfolgenden Generation die komplexen Zusammenhänge des Klimawandels?

Junge Leute engagieren sich stark im Kampf gegen den Klimawandel – sie dabei mit geeigneter Bildung zu unterstützen ist eine schwierige, aber wichtige Aufgabe.

„Da unsere Politiker sich wie Kinder benehmen, müssen wir die Verantwortung übernehmen, die sie schon lange hätten übernehmen sollen“, erklärte Greta Thunberg 2018 in ihrer Rede auf dem Klimagipfel. Ihrem Aufruf folgten Millionen junger Menschen auf der ganzen Welt. Viele von ihnen gingen auf die Straße, um ihrer Forderung nach stärkeren Maßnahmen gegen den Klimawandel Nachdruck zu verleihen.

Die Anzahl der jungen Aktivistinnen und Aktivisten wächst stetig. Angesichts schmelzender Polkappen, extremer Wetterlagen, Trockenheit und Waldbränden erhebt die junge Generation ihre Stimme, um die weltweite Klimapolitik mitzugestalten.

Dies wiederum hat dazu geführt, dass Pädagogen nach neuen Wegen suchen, Kinder und Jugendliche an dieses wichtige Thema heranzuführen. Fachleuten zufolge muss zunächst einmal sichergestellt werden, dass mehr junge Leute die komplexen Zusammenhänge verstehen und sich damit auseinandersetzen, ohne in Angst zu verfallen oder die Hoffnung zu verlieren.

Kindern ein Gefühl für die Realität vermitteln

„Wir dürfen Kindern gegenüber das Thema Klimawandel nicht verschweigen. Wenn das bei ihnen starke Gefühle hervorruft oder sie sich deswegen Sorgen machen, gehört das zur natürlichen Entwicklung,“ sagt die US-amerikanische Autorin und Bildungsredakteurin bei National Public Radio (NPR), Anya Kamenetz.

Die Mutter zweier Kinder sagt: „Vor einigen Jahrzehnten gingen wir noch davon aus, dass wir Kinder vor dem Leid in der Welt schützen müssen. Aber Kinder können mit der Realität in der Regel sehr gut umgehen, weil ihnen noch nicht beigebracht wurde, was sie dabei fühlen müssen. Das gilt auch bei Themen wie Rassenungerechtigkeit oder Tod.“

Sie glaubt, dass Klimaangst und Klimatrauer für die Eltern offensichtliche Probleme sind, die sie aber nicht ansprechen. Das kann zu Schuldgefühlen und psychischem Leid führen, die einer konstruktiven Diskussion im Weg stehen. „Es wird sich nichts ändern, wenn die Eltern nicht der Tatsache ins Auge sehen, dass die Welt, in der wir leben zwar unsicher ist, aber wir unser Bestes tun, um sie für unsere Kinder besser zu machen.“

In einem 2019 auf NPR veröffentlichten Artikel gab Kamenetz Tipps dafür, wie man Kinder an das Thema Klimawandel heranführen kann. Zunächst einmal müssen wir darüber sprechen. „Kinder sind fasziniert von der Natur. Bereits wenn sie noch klein sind, sollten wir ihnen erklären, dass unser Planet sich verändert und dass wir nicht alle Veränderungen wirklich verstehen,“ rät sie.

In der Vorschulerziehung könnte man zum Beispiel auf die Unterschiede zwischen Klima und Wetter eingehen, oder andere leicht verständliche Umweltthemen wie Biodiversität, Wasserschutz, Abfallverringerung oder die Nutzung natürlicher Ressourcen wie Wälder behandeln.

Lehrkräfte sind entscheidend für den Erfolg

Sowohl in Grund- und weiterführenden Schulen als auch bei der Hochschulausbildung muss die Umwelterziehung eine stärkere Rolle spielen. Vorbilder können sich zwar positiv auf Einstellungen und Verhaltensweisen auswirken, aber entscheidend für den Erfolg sind kompetente Lehrkräfte, weiß die Professorin Maija Aksela.

Der Einfluss einer Lehrkraft kann 100 Jahre lang wirken: zuerst durch die Tätigkeit der Lehrerin oder des Lehrers selbst und später durch seine oder ihre Schülerinnen und Schüler.
Maija Aksela

„Daher ist eine qualitativ hochwertige Ausbildung von Lehrkräften zum Thema Klimawandel so wichtig,“ so Aksela, Leiterin des LUMA Centre an der Universität Helsinki.

Es fehlt nicht nur an Weiterbildungsangeboten, die Lehrkräfte bei der Vermittlung von Klimathemen unterstützen. Auch im Lehrplan ist das Thema Klimawandel nicht berücksichtigt. Darunter können die Motivation und das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer leiden.

Lehrpläne sollten so gestaltet werden, dass die Schülerinnen und Schüler mit Anleitung der Lehrkräfte und durch systemisches Denken selbst Antworten finden können. Eine ganzheitliche Herangehensweise vermittelt ihnen ein Verständnis für die Vielschichtigkeit des Klimawandels und fördert ihre Fähigkeit zu Systemdenken, so Aksela in einem Bericht, dessen Mitverfasserin sie ist.  

Der Erfahrung nach sind besonders solche Ansätze wirksam, die auf die Studierenden ausgerichtet sind, und bei denen „Zukunftsmacher“ gemeinsam mit Lehrkräften, Wissenschaftlern und anderen Fachleuten Bildungskonzepte für die Klimaerziehung und Maßnahmen zur Abmilderung des Klimawandels entwickeln. „Je mehr wir auf die Fragen und Interessen der Jugend eingehen und ihr Möglichkeiten bieten, Lösungen zu finden, und je mehr wir eine naturwissenschaftliche Grundbildung fördern, desto besser,“ ist sie überzeugt.

Zusammenarbeit ist die beste Lösung

Nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Lernenden und Lehrkräften muss verbessert werden. Auch Unternehmen können eine wichtige Rolle dabei übernehmen, die nachfolgende Generation bei ihrem Kampf für eine bessere Zukunft zu unterstützen.

„Klimawandel und Umweltschäden stellen eine große Herausforderung für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung dar, und die Risiken werden mittel- und langfristig noch größer werden,“ prognostiziert die Internationale Arbeitsorganisation. Ihr zufolge könnte der Übergang zu einer kohlenstoffarmen, grüneren Wirtschaft neue Arbeitsplätze auf dem Gebiet nachhaltiger Produktion schaffen.

Indem sie sich an der Diskussion über Lösungen und Alternativen beteiligen, können Unternehmen der nachfolgenden Generation die von ihr geforderte Nachhaltigkeit bieten. So etwa durch Initiativen wie Kreislaufwirtschaft und den Dialog zwischen Jugendlichen, Fachleuten und Politik, wie UPM ihn derzeit mit den finnischen Pfadfindern pflegt.

Im vergangenen Jahr wurde eine auf zwei Jahre angelegte Partnerschaft geschlossen, in deren Rahmen gemeinsame Projekte wie Veranstaltungen und Kampagnen in den Sozialen Medien stattfinden sollen. Darüber stellt UPM den Pfadfindern Materialien aus erneuerbaren Ressourcen zur Verfügung, die sie bei Zeltlagern und Veranstaltungen einsetzen können.

Der Landesverband der Wald- und Naturkindergärten in Bayern e.V. ist eine weitere Kooperation von UPM. Der 1999 gegründete Verband berät und unterstützt Gemeinden, die Waldkindergärten planen, bei wissenschaftlichen und juristischen Themen und pädagogischer Betreuung.

Da körperliche und emotionale Erfahrungen Wahrnehmung, Kommunikation, Empathie, Vorstellungskraft, Ausdauer und Kreativität verbessern, unterstützt der Verband die Entwicklung von Kindern durch die direkte Interaktion mit der Natur. 

Zusammenarbeit, konstruktiver Dialog und die Beschäftigung mit schwierigen Fragen sind die Grundlage, auf der Kinder und Jugendliche sich darauf vorbereiten können, die Welt zu retten. Wie Greta Thunberg sagte, ist es an der Zeit, dass sie die Verantwortung übernehmen.

Text: Asa Butcher

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